Installieren und Konfigurieren von Netzwerken in Proxmox VE
Proxmox Virtual Environment (VE) ist eine leistungsstarke Open-Source-Plattform zur Virtualisierung von Systemen und Anwendungen, mit der Sie virtuelle Maschinen (VMs) und Container erstellen und verwalten können. Eine der Schlüsselkomponenten von Proxmox ist seine flexible Netzwerkeinrichtung, die an verschiedene Umgebungen angepasst werden kann. In diesem Artikel werden wir Sie durch die Installation und Konfiguration des Netzwerks in Proxmox VE führen.
Schritt 1: Verstehen der Netzwerkmodi in Proxmox VE
Proxmox unterstützt mehrere Netzwerkmodi, die jeweils unterschiedliche Anwendungsfälle abdecken:
- Bridged Networking: Dies ist der Standardmodus in Proxmox, bei dem virtuelle Maschinen die gleiche Netzwerkschnittstelle wie der Host nutzen. Dies ist ideal für die Erstellung von VMs, die direkten Zugang zum lokalen Netzwerk benötigen.
- NAT (Network Address Translation): Im NAT-Modus verfügen VMs über einen privaten IP-Adressbereich, und der Datenverkehr zu und von der VM wird über die öffentliche IP des Hosts geleitet. Dies ist nützlich, wenn öffentliche IPs begrenzt sind oder wenn VMs vom lokalen Netzwerk isoliert werden sollen.
- VLAN (Virtuelles lokales Netzwerk): VLANs können verwendet werden, um den Netzwerkverkehr zu segmentieren. Proxmox VE unterstützt VLAN-Tagging, so dass VMs über verschiedene VLANs durch eine einzige Netzwerkschnittstelle kommunizieren können.
Schritt 2: Installation von Proxmox VE und Ersteinrichtung
Wenn Sie Proxmox VE noch nicht installiert haben, können Sie das neueste ISO-Image von der offiziellen Proxmox-Website herunterladen. Nach der Installation wird Ihnen die Proxmox-Weboberfläche angezeigt.
- Melden Sie sich bei der Proxmox-Webschnittstelle an: Verwenden Sie die Webadresse https://:8006, um auf die Proxmox-Verwaltungsoberfläche zuzugreifen.
- Konfigurieren Sie die Grundeinstellungen: Bevor Sie sich mit dem Netzwerk beschäftigen, stellen Sie sicher, dass Ihr System aktualisiert ist, indem Sie apt update und apt upgrade auf dem Proxmox-Host ausführen.
Schritt 3: Konfigurieren einer Bridge-Schnittstelle
Eine Bridge-Schnittstelle in Proxmox ist der virtuelle Switch, den VMs für den Zugriff auf das physische Netzwerk verwenden. Proxmox VE erstellt während der Installation eine Standard-Bridge (vmbr0), die normalerweise der ersten Netzwerkschnittstelle (z. B. eth0) zugewiesen wird.
So erstellen oder ändern Sie eine Bridge:
- Navigieren Sie zu Datacenter > Node > System > Network.
- Klicken Sie auf “Erstellen” und wählen Sie “Linux-Bridge”.
- Benennen Sie die Bridge, z. B. vmbr1.
- Wählen Sie die physische Netzwerkschnittstelle für die Bridge aus (z. B. eth1).
- Weisen Sie der Bridge bei Bedarf eine IP-Adresse zu.
- Klicken Sie auf “Erstellen” und dann auf “Konfiguration übernehmen”.
Sobald die Bridge erstellt ist, können Sie sie den VMs während ihrer Einrichtung zuweisen, damit sie über den Host mit dem externen Netzwerk kommunizieren können.
Schritt 4: VLAN-Konfiguration
Proxmox unterstützt VLANs, um den Netzwerkverkehr zwischen VMs oder Containern zu trennen. VLAN-Tagging ist ein effizienter Weg, um die Segmentierung des Datenverkehrs in größeren Umgebungen zu verwalten.
Um ein VLAN zu erstellen:
- Erstellen Sie eine neue Bridge: (ähnlich wie in Schritt 3), aber weisen Sie ihr keine IP-Adresse zu.
- Erstellen Sie VLAN-Schnittstellen:
- Öffnen Sie die Datei /etc/network/interfaces und fügen Sie die folgenden Zeilen ein:auto vmbr1.100 iface vmbr1.100 inet static address 192.168.100.1 netmask 255.255.255.0
- Dadurch wird eine VLAN-ID 100 auf der Brücke vmbr1 erstellt.
- Öffnen Sie die Datei /etc/network/interfaces und fügen Sie die folgenden Zeilen ein:
- Weisen Sie den VMs VLANs zu: Setzen Sie beim Einrichten einer VM auf der Registerkarte “Netzwerk” das VLAN-Tag auf 100. Dies ermöglicht der VM, innerhalb des VLAN-Netzwerks zu kommunizieren.
Schritt 5: NAT für die VM-Isolierung konfigurieren
NAT kann nützlich sein, wenn Sie VMs vom externen Netzwerk isolieren wollen, ihnen aber trotzdem den Zugang zum Internet ermöglichen wollen.
So richten Sie NAT ein:
- Konfigurieren Sie die Proxmox-Netzwerkschnittstelle: Stellen Sie sicher, dass eine Netzwerkschnittstelle (z. B. eth0) mit dem Internet verbunden ist.
- Bearbeiten Sie die Netzwerkeinstellungen:
- Öffnen Sie /etc/network/interfaces und fügen Sie die folgenden Zeilen hinzu:auto vmbr1 iface vmbr1 inet statische Adresse 10.10.10.1 netmask 255.255.255.0
- Damit wird der vmbr1-Brücke der interne Netzwerkbereich 10.10.10.0/24 zugewiesen.
- Öffnen Sie /etc/network/interfaces und fügen Sie die folgenden Zeilen hinzu:
- Aktivieren Sie IP-Weiterleitung und NAT:
- Öffnen Sie /etc/sysctl.conf und entfernen Sie das Häkchen in der folgenden Zeile, um IP-Weiterleitung zu aktivieren:net.ipv4.ip_forward=1
- Fügen Sie NAT-Regeln in iptables hinzu, um den Verkehr von VMs zu routen:iptables -t nat -A POSTROUTING -s 10.10.10.0/24 -o eth0 -j MASQUERADE
- Speichern Sie diese Regeln, indem Sie das Paket iptables-persistent installieren:apt install iptables-persistent
- Öffnen Sie /etc/sysctl.conf und entfernen Sie das Häkchen in der folgenden Zeile, um IP-Weiterleitung zu aktivieren:
Schritt 6: Binden von Schnittstellen für hohe Verfügbarkeit
Um Hochverfügbarkeit oder Redundanz zu erreichen, können Sie in Proxmox mehrere Netzwerkschnittstellen miteinander verbinden.
So richten Sie Bonding ein:
- Gehen Sie in Proxmox auf die Registerkarte “Netzwerk”: Erstellen Sie im Abschnitt “Netzwerk” ein neues Bonding, indem Sie zwei oder mehr Netzwerkschnittstellen auswählen.
- Wählen Sie den Bonding-Modus: Proxmox unterstützt mehrere Bonding-Modi, wie z. B.:
- Modus 0 (Balance-rr): Round-Robin-Lastausgleich.
- Modus 1 (Aktiv-Backup): Eine Schnittstelle ist aktiv, während die andere für die Ausfallsicherung im Standby-Modus ist.
- Modus 4 (802.3ad): Link-Aggregation mit LACP, erfordert Switch-Unterstützung.
- Konfiguration speichern und anwenden.
Schritt 7: Testen und Fehlerbehebung
Nachdem Sie Ihr Netzwerk konfiguriert haben, ist es wichtig, die Konnektivität zu testen:
- Pingen Sie den Host an: Stellen Sie sicher, dass die VMs den Proxmox-Host und das Gateway anpingen können.
- VM-IP-Zuweisung prüfen: Stellen Sie sicher, dass den VMs die richtigen IP-Adressen gemäß Ihrer Netzwerkkonfiguration zugewiesen sind.
- Überprüfen Sie VLANs und NAT-Regeln: Verwenden Sie Netzwerkdiagnosetools, um die VLAN-Trennung und NAT-Funktionalität zu bestätigen.
Fazit
Proxmox VE bietet ein flexibles und leistungsstarkes Netzwerksystem, das verschiedene Konfigurationen unterstützt, darunter Bridging, NAT, VLANs und Bonding. Wenn Sie diese Schritte befolgen, können Sie die ideale Netzwerkkonfiguration für Ihre virtualisierte Umgebung konfigurieren und so die Leistung, Sicherheit und Zuverlässigkeit optimieren.